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Die bleibenden Leistungen der DDR-Bürger
Soziales & Gesundheit


Polikliniken

Auf einen Blick: Polikliniken waren ambulante medizinische Einrichtungen, die unter
einem Dach alle relevanten Fachärzte und ergänzende Gesundheitsleistungen zusamm-
enfassten, auf der Basis von angestellten Ärzten. Mit Beginn der 60er Jahre wurden
diese med. Versorgungszentren flächendeckend aufgebaut, u.a. auch in großen
Betrieben.

Warum: Bevor es zum Aufbau der Polikliniken kam, beruhte die med. Versorgung der
Bevölkerung auf dezentralen Arztpraxen und der stationären Versorgung in Kranken-
häusern. Das Modell des privaten Hausarztes war jedoch unter den nachwachsenden
Ärzte-Generationen (die zumeist keinen bürgerlichen Hintergrund hatten) kaum mehr
attraktiv (v.a. weniger Freizeit und Fokus auf Allgemeinmedizin). Während also einer-
seits den privaten Einzelpraxen zunehmend der Nachwuchs ausging, erfüllten sie auch
andererseits nicht das angestrebte hohe Niveau der Gesundheitsversorgung. Geräte-
medizin kam vermehrt zum Einsatz und die integrierte Zusammenarbeit von unterschied-
lichen Fachärzten sollte die ganzheitliche Behandlung von Kranken optimieren. Die Poli-
kliniken konnten diese Ansprüche sehr viel besser als die Einzelpraxen umsetzen, die
dennoch zur Nahversorgung vielfach weitergeführt wurden, mit angestellten Ärzten.

Nachwirkungen: Nur in Brandenburg wurde das Modell mit angestellten Ärzten teil-
weise fortgesetzt. Die zahlreichen Ärztehäuser und Gesundheitszentren gehen nur
scheinbar in diese Richtung, da jede einzelne Praxis selbständig ist. Dennoch bleibt
zumindest der Vorteil für die Patienten, an einem Ort viele Fachärzte zu finden. Das
ursprüngliche Modell der Poliklinik hat jedoch weiterhin und vermehrt Überzeugungskraft:
auch heutige junge Ärzte schätzen die Vorteile eines Angestelltenverhältnisses und erst
im Rahmen einer einheitlichen ökonomischen-administrativen Organisation können
integrierte Behandlungen und dies zu geringeren Kosten erbracht werden.

Weitere Infos hier: Wikipedia, DDR-Lexikon

 

Stellung des mittleren medizinischen Personals

Auf einen Blick: Krankenschwestern und anderes mittleres medizinisches Personal hatten
in der DDR größere Handlungsmöglichkeiten und eine bessere Stellung als heute. Sie waren
keine reinen Hilfskräfte der Ärzte, sondern konnten auf Basis einer Fachschulausbildung
über die Pflege hinaus gehende Tätigkeiten ausführen, wie etwa Spritzen verabreichen.

Warum: Legendär ist die Ausspruch „Götter in weiß“ als (Selbst?)-Bezeichnung der
Ärzte. Auch in der DDR gab es einen  gewissen Standesdünkel. Gemildert wurde dieser zum
einen durch die soziale Herkunft der Ärzte – ab den 60er Jahre stellten  studierte Mediziner
aus der nicht bürgerlichen Bevölkerung im ambulanten und stationären Bereich zunehmend
die Mehrheit des Personals  – womit Krankenschwestern und Ärzte aus der gleich sozialen
Gruppe kamen. Zum zweiten war die Aufwertung der Krankenschwestern – Ansehen und
Aufgabenfeld– ökonomisch sinnvoll, da es stets wie auch heute zu wenige Ärzte gab. Das
mittlere medizinische Personal konnte und musste mehr Verantwortung übernehmen.

Nachwirkungen: Die Verbürgerlichung des Medizinerstandes fand mit den 80er Jahren
erneut statt. D.h. Kinder von Ärzten wurden auch Ärzte; Kinder von Arbeitern eher weniger.
Die erneute Beschneidung der Stellung der Krankenschwestern kam dann endgültig mit der
deutschen Vereinigung. Mit zunehmender Ärzteknappheit gewinnt dieses Modell jedoch
wieder an Aktualität.

Weitere Infos hier: krankenschwester.de 

 

Gemeindeschwestern

Auf einen Blick: Seit Anfang der 50er-Jahre unterstützten Gemeindeschwestern
(examinierte Krankenschwestern) besonders  in entlegenen Gebieten die Patienten-
versorgung und entlasteten damit die Ärzte. Sie arbeiteten weitgehend selbstständig,
waren aber an Landambulatorien und staatlichen Praxen angebunden und der Sozialver-
waltung unterstellt. Anders als die Polikliniken wurde das Gemeindeschwesternwesen
mit der deutschen Vereinigung abgeschafft.

Warum: Wie auch der Aufbau der Polikliniken und die Stärkung der Stellung des mitt-
leren medizinischen Personals zielten auch die Gemeindeschwestern auf die qualitativ
hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung der DDR-Bevölkerung ab.
In ländlichen Gebieten war dies vorher vielfach nicht möglich, da es zu wenige Ärzte
(wie auch heute) gab. Eine sehr pragmatische und bei den Patienten positiv angenom-
mene Lösung waren die Gemeindeschwestern. Der Schlüssel zum gesundheitlichen Erfolg
war dabei der häufige persönliche Kontakt zwischen Schwestern und Bevölkerung ganz
im Sinne von Prävention und früher Erkennung von Krankheiten.

Nachwirkung: Auch hier zeigt sich die dauerhafte Modellwirkung – nach einem Modell-
projekt in 2009 im brandenburgischen Lübbenau in Kooperation mit der Universität
Greifswald wird das Gemeindeschwesternsystem nun schrittweise in ganz Deutschland
eingeführt.

Weiter Infos hier: Modellprojekt AGneS


Weitere Themen (werden noch ausformuliert):

-    Einheitliche Krankenakte
-    Impfungen und Impfkontrollen
-    Medizinische Frühuntersuchungen für Kinder
-    Kataster für Krankheiten
-    Diabetiker-Versorgung
-    Frauenerwerbstätigkeit
-    Eheberatungen
-    Ehekredit
-    Erziehungsgeld für Mütter und Väter
-    Entlastung der Frauen von „typischen“ Arbeiten
-    Sexualität/ FKK
-    Pille - kostenlos zur Verfügung für Mädchen und Frauen
o    zur Befreiung der Frau von Angst vor ungewollter Schwangerschaft
o    in BRD: anfangs nur für kranke Ehefrauen und „asoziale“

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